Hmm, was motiviert einen Wienbesucher wie mich eigentlich, bei all der Vielfalt, den diese wunderbare Stadt bietet, sich bei einem Kurzbesuch ausgerechnet einem eher morbiden Thema, wie dem der Kapuzinergruft, zu widmen? Schwingt da etwa Nostalgie mit? Naja, bedingt...
Es ist sicher nicht der Wunsch nach einem Wiedererstehen der Habsburger-Monarchie. Es ist ein Erlebnis, das neben mir sicher auch manche meiner ehemaligen Mitschüler für immer traumatisiert hat. Vor der Matura, mit Siebzehn, fuhren wir mit der Klasse auf Wienwoche. Das Motto: „Provinzler lernen ihre Bundeshauptstadt kennen“. Es war eine Woche Albtraum! Letztklassiges 8-Bettzimmer in einem ehemaligen Männerheim, ekelhaftes Kantinenessen und dann das von unseren Lehrern sorgfältig zusammengestellte Bildungsprogramm: Verstaubte Rückenstreifenwiesel im Naturhistorischen Museum, Opernbesuch: Donizettis „Don Pasquale“ (in italienischer Sprache - da steckt schon phonetisch das Wort Qual drin'), Führung in der U-Bahn samt Bewunderung der "Silberpfeile", die heute noch, vierzig Jahre später (!), im Einsatz sind, Katakomben im Steffl UND Kapuzinergruft. Mehr kann sich ein Teenager von Wien nicht wünschen! Ach ja, im Hawelka waren wir auch noch – eh schon wissen, wegen dem (eigentlich des) Nackerten! Eine Melange und ein Stück Guglhupf, und ich war pleite!
Mit dem nötigen zeitlichen Abstand hat sich heute mein Zugang zu den damaligen Themenschwerpunkten – altersbedingt – geändert. Die Kapuzinergruft ist einfach grandios, das nächste Mal gehe ich in die Oper. Und ins Naturhistorische Museum!